29 Nov 2018

Im Auge des Tornados: Wie du zum Helden deines Lebens wirst – Ein Interview mit Roland Löscher

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KCA: Warum haben Sie das Buch geschrieben?

RL: In meiner Arbeit als Berater und Coach begegne ich in den Unternehmen immer mehr und immer jüngeren Menschen, die sich unter permanentem Druck und getrieben fühlen. Ein Change-Prozess jagt den nächsten und auch im Privatleben gilt es, die Aufgaben und Rollenerwartungen zu erfüllen. Dieser „alltägliche Tornado“ raubt ihnen Energie und Freude an der Arbeit und zunehmend auch am Leben. Die Zahl der jungen Führungskräfte, die an Burnout erkranken, nimmt ständig zu. Die Lösung suchen viele in effizienteren Arbeits-, Organisations-, und Zeitmanagementmethoden, um ihr Pensum zu schaffen. Doch das führt nach meiner Erfahrung nur zu einer kurzfristigen Verbesserung. Danach arbeiten sie noch mehr, noch länger bis und leider zu oft über die eigene Schmerzgrenze hinaus. Sie finden so keine wirkliche Lösung, denn sie suchen am falschen Ort.

KCA: Für wen haben Sie dieses Buch geschrieben?

RL: Für alle, die an das Leben Erwartungen haben, die etwas erreichen wollen, eine Vision von einem besseren Leben haben und die auf der Suche nach wirklich nachhaltigen Lösungen sind – und die ihre aktuelle prekäre Situation nicht länger hinnehmen wollen, die etwas verändern wollen und den Wunsch nach einem besseren Leben nicht aufgegeben haben. Das betrifft sehr viele Menschen und nicht nur Unternehmer, Selbständige, Manager und Verkäufer, sondern genauso die Dame an der Kasse bei einem Discounter, die als Alleinerziehende die Versorgung der Familie sicherstellen muss.

KCA: Was / wo ist die Lösung?

RL: Um das Bild des Tornados aufzugreifen: Es hilft nicht, dem Tornado im Leben entfliehen zu wollen, denn die Veränderungen in Beruf und Privatleben werden nicht weniger, sondern sie werden weiter zunehmen. Denken Sie nur an das Angstthema der Digitalisierung. Die Lösung liegt nicht im Außen; wir finden sie im Auge des Tornados, da wo es still ist. Dort können wir innere Ruhe finden und dort finden wir wieder zur BeSINNung und können die notwendige Klarheit wieder herstellen. Dieser Ort ist wie eine innere Burg, wo wir neue Energie tanken können sowie Ruhe und Gelassenheit finden, egal, welcher Sturm da draußen gerade wieder sein Unwesen treibt. Diesen Ort finden wir nicht im Außen, diesen Ort finden wir nur in uns.

KCA: Wie kommt man an diesen Ort? Was braucht man dafür?

RL: Zunächst braucht es eine klare Entscheidung und auch Mut! Denn die Reise zu uns selbst und zu unserem Selbst ist eine Reise ins Unbekannte. Die meisten Menschen, denen ich in meiner Arbeit in den Unternehmen begegne – gleichgültig auf welcher hierarchischen Ebene – sind es nicht gewohnt, sich mit sich zu beschäftigen. Viele haben Angst davor, diese Reise zu sich selbst anzutreten. Deshalb ist eine Reise zu sich selbst auch eine Heldenreise. Mut ist ja nur dann erforderlich, wenn man Angst hat. Diese Angst gilt es zu klären, zu verstehen und sich ihr zu stellen. Dann ist eine klare Entscheidung fällig. Die Heldenreise selbst hat sieben Stationen, die ich im Buch ausführlich beschreibe – auch anhand persönlicher Geschichten von Menschen aus Beruf und Privatleben, die ihre Reise erfolgreich angetreten haben und ihr Leben zum Besseren gewendet haben.

KCA: Was ist für Sie persönlich ein Held?

RL: Es gibt für mich zwei Arten von Helden. Die einen sind dort im Einsatz, wo Leben oder Hab und Gut in Gefahr sind; das sind z.B. die Notärzte, Feuerwehrleute und Katastrophenhelfer. Aber auch Führungskräfte zähle ich dazu, die sich vor ihre Mitarbeiter stellen und – bei aller Bedeutung von Zielen – das Wohl ihrer Mitarbeiter im Fokus haben.

Die zweite Art von Helden sind für mich diejenigen, die eine Reise nach innen antreten. Sie wollen sich selbst, ihr Denken und Verhalten, ihre sich wiederholenden Probleme verstehen, aber auch das Leben an sich und wie sie sich weiterentwickeln und Grenzen überwinden können.

KCA: Sie sprechen auch über „Schurken und Dämonen“, die dem Erfolg unserer Heldenreise im Wege stehen. Woran erkennen wir die Schurken und Dämonen?

RL: Das sind an erster Stelle unsere Gewohnheiten. Die Gewohnheit wie wir denken, fühlen und handeln. Mit diesen Gewohnheiten laufen wir wie mit einem persönlichen Autopiloten durch das Leben, im Grunde wie fremdgesteuert und damit ohne klares Bewusstsein für die Probleme und Lösungen. Mein Anliegen ist es, die Menschen da raus zu holen. Ich führe sie zur Selbsterkenntnis und zum Sinn der Veränderung sowie dem Nutzen einer persönlichen Heldenreise. Dann berate, coache und begleite ich sie auf ihrem Weg ins Auge des Tornados.

Weitere „Schurken und Dämonen“ sind der GNAIA, wie ich ihn nenne, der GNAdenlose Innere Antreiber. Das ist die Kraft in uns, die uns immer weiter antreibt, obwohl wir schon sehr viel geleistet haben an diesem Tag, in dieser Woche, und schon an der Grenze unserer Kraft sind. Auch mangelndes Selbstwertgefühl ist solch ein Schurke – und daher zu viel zulassen oder die eigenen Grenzen zu weit gesteckt haben.

Und natürlich gehören auch unsere Ängste, Sorgen und Zweifel zu den Schurken und Dämonen, die uns von unserer eigenen Heldenreise abhalten: Angst ist ein „imaginärer Verlust“. Wir stellen uns vor, was in der Zukunft alles an Negativem eintreten könnte. Das schafft Blockaden. Wir sollten uns daher fragen: Was befürchte ich? Was ist das Risiko? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies eintritt? Welche Lösungen gibt es dafür? Die Ängste müssen gesehen, geklärt und aufgelöst werden. Gerade bei den Change-Prozessen gibt es ansonsten zu viele Blockaden, die jedes System – und auch ein Unternehmen ist ein System – auf Dauer krank machen.

KCA: Change-Prozesse in Unternehmen sind auch Heldenreisen, sagen Sie. Wie gelingt Change wirklich und nachhaltig? Was muss dafür gegeben sein?

RL: Mit meinem Team werde ich oftmals dann engagiert, wenn die am grünen Tisch und von externen Beratern gut geplanten Veränderungsprozesse nicht die gewünschten messbaren Ergebnisse hervorbringen. Die Ursache liegt oft darin, dass die Führungskräfte im mittleren Management und deren Mitarbeiter nicht ausreichend einbezogen wurden. Der Sinn, der Nutzen und die konkreten Auswirkungen des Change auf die Arbeitswelt und die Zukunft dieser Menschen ist nicht klar kommuniziert. Oder die Mitarbeiter haben schlechte Erfahrungen mit früheren Change-Prozessen gemacht und warten nun erst mal ab. Sie wollen nicht wieder unnötige Energie verschwenden. Diese Denkhaltungen müssen ernst genommen und von den Führungskräften aufgelöst werden. Dazu sind jedoch viele Führungskräfte nicht in der Lage. Sie befürchten Widerstände und Emotionen, mit denen sie dann nicht umgehen können oder wollen. Denn sie haben nicht gelernt, ihre Mitarbeiter zu coachen, was ihnen die Aufgabe sehr viel leichter machen würde.

Für mich tragen hier die Unternehmen eine besondere Verantwortung. Denn wenn die Menschen sich zunehmend in ihrer Arbeit selbst verlieren, dann verlieren die Unternehmen die Menschen. Und das ist doppelt tragisch: Einerseits, wenn man das menschliche Leid sieht, und andererseits, wenn man den Fachkräftemangel einbezieht. Mit dem Ausfall eines Mitarbeiters aufgrund Überlastung verlieren die Unternehmen wertvolle Ressourcen, wie Wissen, Erfahrung und Vernetzung und der Ersatz kostet extrem viel Geld, sofern dieser aktuell überhaupt möglich ist.

Roland Löscher

Dipl.-Betriebswirt, ist Schwabe und lebt nach Jahren seiner Management-Karriere wieder am Bodensee. Er berät heute namhafte Konzerne, Unternehmen und Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft. Sein Credo: Mehr Gewinn mit mehr Sinn. Dazu verbindet er seine Managementexpertise mit mehreren Coaching-Ausbildungen und energetischen Erfolgsansätzen.

In den letzten 10 Jahren wurde er mehrfach als Redner und Business Coach ausgezeichnet. Nebenberuflich lehrt er an Hochschulen und Akademien. In seiner Freizeit widmet er sich seiner Rockband (70-er Classic-Rock) und dem Sport. Zum Schreiben kam er über seine Tätigkeit als Experte für Vertrieb und Change-Management.

Zuerst standen Publikationen und Fachartikel für Magazine und Tageszeitungen im Mittelpunkt. 2009 erschien sein 1. Buch „Verkaufen in der Krise„. Dieses Buch konnte zwei Jahre Top-10-Platzierungen bei Amazon erzielen und erscheint nun in der 4. Auflage. „Kunden wollen nichts mehr verkauft bekommen. Kunden wollen Kaufen!“ Dies ist eine der zentralen Botschaften des Buches. 2010 erschien sein 2. Buch „49 schnelle Wege zum Umsatzwachstum“. Ein Impulsgeber-Buch mit kurzen Tipps für dauerhaften Erfolg für Unternehmer und alle, die mit und von Kunden leben. 

Sein neuestes Buch „IM AUGE DES TORNADOS – Wie du zum Helden deines Lebens wirst“ erschien im November 2018.

Das Interview führte Karen Christine Angermayer, Geschäftsführerin und Verlegerin des sorriso Verlags.

 

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