Vertrauen: Warum das Leben das richtige Timing hat (von Anjali Friedli)
Manchmal entwickeln sich die Dinge in unserem Leben viel langsamer, als wir das (vom Kopf) her wollen. Statt ungeduldig mit den Füßen zu scharren oder in Gedankenmuster wie „Es klappt schon wieder nicht“ zu verfallen, hilft einmal ein ganz anderer Blick. Denn unsere Seele hat immer den Überblick. Wenn wir ihr vertrauen, gelingen Neuanfänge, Erfolge und das Mitgehen mit dem täglichen Fluss des Lebens viel leichter. Hier ein kurzer Text aus Anjalis neuem Buch.
Eine junge Frau von 25 Jahren wollte unbedingt anderen Menschen helfen, ihr Bewusstsein für die Bedürfnisse der Tiere zu schärfen. Sie hatte einen guten Draht zu Tieren und fühlte sich mit ihnen verbunden. Zu sehen, dass immer noch so viele Tiere von Menschen gequält wurden, machte sie traurig und wütend. Sie wünschte sich, ihr Anliegen unter ganz vielen Menschen zu verbreiten.
In meiner Meditation sah ich zwei Varianten, wie die Geschichte weiterlaufen konnte:
Variante A:
Ihr Anliegen wurde gehört, und in kurzer Zeit ergab sich für sie die Möglichkeit, an einem Kongress vor 2000 Menschen zu sprechen und all den Menschen ihre Anliegen zu vermitteln. Dies tat sie auch. Als sie dastand, ganz allein auf der Bühne, und den Druck der 2000 Augenpaare auf sich spürte, die erwartungsvoll in ihre Richtung schauten, versagte ihr die Stimme. Sie war diesem Druck nicht gewachsen. Ihr Vortrag wurde zum Desaster und die junge Frau war so enttäuscht von sich und auch etwas traumatisiert, dass sie nie mehr von Tieren sprach, weil es zu viel Schmerzauslöste.
Mit der Zeit erhielt sie Hilfe, um das Trauma zu verarbeiten. Schrittweise tastete sie sich langsam wieder an ihren Traumheran. Sie stellte sich ihren Ängsten und kämpfte immer wieder tapfer dagegen an. Im hohen Alter von 75 Jahren war sie wieder so weit, vor vielen Menschen sprechen zu können, und feierte große Erfolge im Kampf für die Tiere.
Variante B:
Der Wunsch, vor vielen Menschen zu sprechen, wurde von ihrer Seele als zu früh eingestuft. Etwas enttäuscht stellte sie fest, dass sich die erhoffte Gelegenheit nicht ergab. Stattdessen lud ein Bekannter sie ein, in seinem kleinen Verein zum Tierschutz mitzuwirken. Sie lernte viel über die Hintergründe und wie man für die Tiere argumentieren konnte, ohne angriffig zu sein. Sie hielt kleine Seminare mit fünf bis zehnTeilnehmern und hatte Freude daran. Ihre natürliche Begabung, vor Publikum zu reden und diese zu erreichen, sprach sich rasch herum, und es kamen immer mehr Menschen zu ihren Seminaren und Vorträgen. Langsam wuchs die Zahl der Zuhörer von 20 auf 50 auf 150 auf 500 und schließlich auf über 1000. Das machte ihrnichts aus, denn nun war sie vorbereitet und gewohnt, vor Menschen zu stehen. Mit 30 wurde sie zum gleichen Kongress eingeladen, um vor 2000 Menschen zu ihrem Thema Tierschutz zu sprechen. Ihre Rede war brillant, und die Menge dankte es ihr mit einer stehenden Ovation.
Was ich in dieser Meditation gelernt habe? Der scheinbar kürzere Weg ist nicht unbedingt der bessere. Das hat mir in vielen Situationen geholfen. Es hat mich darin bestärkt, gelassener zu sein und Vertrauen in den Lauf der Dinge zu haben, wenn es einmal mit der Transformation nicht so lief, wie ich meinte, dass es sein müsste.
Wenn es uns gelingt, unsere Vorstellungen darüber loszulassen, wie etwas sein sollte, so tun sich unverhofft neue Türchen auf, von denen wir nicht einmal wussten, dass sie existieren.
(aus: „Mut im Bauch: Mit Energie und Freude den Neubeginn meistern“, jetzt im sorriso Shop und im Buchhandel!)