Letzten Freitag spätnachmittags stand ich im „Stau“ auf der Damentoilette einer Raststätte im Schwäbischen. Draußen ist es schon dunkel. Der junge Mann, der die Toiletten säubert, sieht erschöpft aus. Ich schenke ihm meinen 50-Cent-Sanifair-Gutschein. Er schaut mich verwundert an. Ich sage: „Ein kleiner Beitrag zu Ihrem Pausen-Kaffee.“ Er sagt nichts, lächelt nicht, sagt nicht Danke. Die ältere Dame hinter mir drückt ihm ihren 50-Cent-Bon ebenfalls hin die Hand. „Hier, jetzt haben Sie schon fast einen halben Kaffee!“

Der junge Mann sagt immer noch nichts, lächelt immer noch nicht. Doch die Dame und ich lächeln uns an und zwinkern uns zu. Und kommen ins Gespräch. „Eine ganze Stunde hab ich gebraucht, um aus Stuttgart rauszukommen“, sagt sie seufzend. Ich nicke mitfühlend. „Ich bin auch schon seit 3 Stunden unterwegs. Heute ist viel los.“ „Ich habe die Augen operiert bekommen“, plaudert sie munter fort. „Jetzt habe ich wieder 60% Sehkraft auf dem rechten Auge, vorher hatte ich nur noch 30.“ Sie freut sich offensichtlich. Ich lache und sage: „Dann sehen Sie ja jetzt mit dem rechten Auge die Staubflusen doppelt so scharf wie vorher!“ Sie schüttelt schmunzelnd den Kopf: „Ach, wissen Sie, ich war in meinem Leben nie eine Staubwischerin.“ Ich neige mich zu ihr und sage verschwörerisch: „Psst, ich auch nicht!“

Die Toilette vor mir wird frei. Ich biete sie der Dame an, falls sie dringender muss als ich. „Gehen Sie nur“, sagt sie. Wir wünschen uns gegenseitig eine gute Weiterfahrt. Der junge Mann am Ausgang lächelt immer noch nicht, obwohl er gerade unverhofft 1 Euro geschenkt bekommen hat. Macht nichts. Vielleicht freut er sich später, beim Kaffee. Oder wenn er seinen Kindern einen Schokoriegel kauft. Und wenn nicht – kann ich auch nichts dran ändern. Ich bin dankbar für den schönen Moment mit der Dame, das kleine, geteilte Geheimnis unter Frauen, und verlasse lächelnd die Raststätte. In einer Stunde bin ich zu Hause. Und auf was ich garantiert nicht achten werde an diesem Wochenende – sind Staubflusen.